Digitalkredite können durch AutoIdent noch schneller werden.

Bei dem Identifikationsverfahren prüft Künstliche Intelligenz die Identität. Dadurch wird das bislang gängige Videoident Verfahren ersetzt – Banken versprechen sich davon eine Ersparnis von Zeit und Geld. Wie funktioniert das AutoIdent Verfahren? Wir klären auf!

Der Münchner Anbieter von Identlösungen IDNow erhielt im vergangenen Spätherbst eine Zertifizierung gemäß §8 2 b) der EU Verordnung Nr. 910/2014 (eIDAS). Es geht um das sogenannte AutoIdent Verfahren. Dabei gleicht Künstliche Intelligenz die Übereinstimmung zwischen einer Person und ihrem Ausweisdokument automatisch ab.

Wer ist IDNow?

IDNow hat eine Zertifizierung für das AutoIdent Verfahren erhalten. Bildquelle: IDnow Services GmbH.

Verfahren wie AutoIdent werden von Banken mit einer großen Erwartungshaltung beobachtet.

Vorbehaltlich einer Zulassung in Deutschland könnte AutoIdent auch bei Digitalkrediten zum Einsatz kommen. Echte Digitalkredite setzen sich in der Antragstrecke bislang aus Videoident Verfahren, digitalem Kontocheck und qualifizierter elektronischer Signatur zusammen.

Was ist ein echter Digitalkredit?

Aus Sicht der Banken ist das Videoident Verfahren dabei die Schwachstelle. Dabei geht es nicht um Sicherheitsaspekte: Das Verfahren gilt als ausgesprochen zuverlässig und hat sich längst bewährt. Allerdings müssen die Anbieter des Verfahrens Kapazitäten vorhalten. Für die Durchführung der Videoidentifikation ist ein menschlicher Mitarbeiter erforderlich. Dies erhöht zum einen die Kosten, schränkt zum anderen die Verfügbarkeit ein.

Banken sind deshalb an einer vollautomatisierten Lösung interessiert. Eine solche vollautomatisierte Lösung verspricht das AutoIdent Verfahren des Münchner Dienstleisters IDNow. Wie funktioniert das Verfahren?

So funktioniert das AutoIdent Verfahren

IDNow verspricht seinen Kunden (zum Beispiel Banken):

„Mit AutoIdent können Sie die Identität Ihrer Kunden sicher und rechtskonform überprüfen, während diese sich in weniger als einer Minute für Ihre Dienstleistungen anmelden.“

Für das Verfahren benötigen Anwender die App. In dieser wird eine „dynamische Videosequenz“ des Anwenders angefertigt. Künstliche Intelligenz prüft die holographischen Merkmale und gleicht sie mit dem ebenfalls in der App aufgenommen Ausweisdokument ab. Die Videoaufnahme unterscheidet das Verfahren bei IDNow ein Stück weit von dem anderer Anbieter, die auf statische Aufnahmen setzen. Dies war offenbar auch ein Grund für die Zertifizierung auf EU-Ebene.

IDNow teilt jedenfalls mit, dass das Produkt AutoIdent Substantial

„das erste Identitätsprüfungsprodukt mit Künstlicher Intelligenz (KI) “

sei, das die Zertifizierung gemäß der eIDAS Verordnung erhalten habe. Die Zertifizierung ist demnach nach dem „eID Level of Assurance at Substantial“ erfolgt.

Das AutoIdent Verfahren ist nach Angaben von IDNow „in hohem Maße konfigurierbar“. Dies betrifft auch die Auswahl der durchgeführten Sicherheitsprüfungen. So ist es  möglich, dass manche  Kunden von IDNow  einfache Fotos verwenden, andere wiederum Videosequenzen.

True Positive Rate von 99,97 %

Nach Angaben des Unternehmens erreicht das AutoIdent Verfahren eine True Positive Rate (TPR) von 99,97 %. Die False Acceptance Rate (FAR) erreicht demnach 0,03 %. Diese Quote gibt an, bei welchem Anteil erfolgter Identifizierungsprozesse zunächst ein Erfolg vermeldet wurde und sich im Nachgang (und somit gegebenenfalls nach der Auszahlung eines Kredits) Unstimmigkeiten zeigen.

IDNow wirbt in einem Leitfaden für den Prozess. Das AutoIdent Verfahren erspare unnötige Benutzereingaben und verbessere die Konversionsraten der anwesenden Unternehmen. Durch Tools im vertrauten Selfie Stil sei der Verifizierungsprozess schnell, einfach und intuitiv. Die Algorithmen des Verfahrens seien nicht nur zuverlässig, sondern auch schneller als menschliche Agenten. Für das erste Halbjahr 2020 berichtete das Unternehmen einen Anstieg von mehr als 1000 % bei den AutoIdent Transaktionen – und dies vor der Zertifizierung.

Das AutoIdent Verfahren kann Kredite schneller machen. Bildquelle: IDnow Services GmbH.

Wann eine Zulassung in Deutschland erfolgt und das AutoIdent Verfahren bei Digitalkrediten eingesetzt werden kann, ist noch offen. Allerdings stehen Bankkunden auch andere, schnelle und skalierbare 24/7 Lösungen wie BankIdent zur Verfügung.

Was ist das Bankident Verfahren?

Lösung von WebID Solutions: WebID AI Ident

Auch der Berliner Identifizierungsdienstleister WebID Solutions hat eine KI basierte, vollautomatisierte Identitätsprüfung nach dem AutoIdent Muster entwickelt.

Bei dem Verfahren fertigen Anwender ein Selfie an und fotografieren zusätzlich Ihren Ausweis. Anschließend prüft Künstliche Intelligenz die Übereinstimmung. Das Verfahren von WebID ist noch ein Stück weiter von einer weitreichenden Zulassung entfernt – unter anderem, weil hier nur statische Bilder und keine dynamischen Videosequenzen verwendet werden wie bei der „Substantial“ Version von IDNow.

WebID Solutions arbeitet an einem AutoIdent Verfahren: WebID AI Ident. Bildquelle: WebID Solutions GmbH.

Was verlangt der Gesetzgeber?

IDNow hat eine Zertifizierung gemäß § 8 Abs. 2 der EU-Richtlinie eIDAS erhalten. Die Zertifizierung des Sicherheitsniveaus erfolgte in der Kategorie „substantiell“. Die Richtlinie kennt die Sicherheitsniveaus niedrig, substantiell und hoch.

Allzu klare Definitionen liefert der Gesetzgeber allerdings nicht. Demnach erreicht ein Identifizierungsverfahren das Sicherheitsniveau „substantiell“, wenn es „ein substanzielles Maß an Vertrauen in die beanspruchte oder behauptete Identität einer Person vermittelt“ und dabei verschiedene technische Standards erfüllt.

In der zugehörigen Durchführungsrichtlinie müssen Verfahren für den Identitätsnachweis und die Überprüfung natürlicher Personen bei einem substantiellen Sicherheitslevel unter anderem

• Überprüfen, dass die betreffende Person im Besitz eines Beweismittels ist, mit dem die Identität nachgewiesen werden kann (zum Beispiel ein Ausweis)
• Beweismittel wie Ausweise prüfen um Echtheit und Übereinstimmung mit der Person festzustellen
• Risiken im Hinblick auf verlorene, gestohlene, ausgesetzte, widerrufene oder abgelaufene Ausweise minimieren

Prüfung auf Basis von hunderten Bildern

Im Leitfaden teilt IDNow mit, dass die Prüfungen mit den bei dem AutoIdent Verfahren eingesetzten Videosequenzen auf hunderten von Bildern beruhen. Dabei kommt auch die videobasierte Lebendigkeitserkennung zum Einsatz. Auch ein Hinweis- und Meldesystem gibt es demnach:

„Jeder Betrugsversuch, der von uns zu einem unserer Partner und Kunden registriert wird, wird sofort über das gesamte Netzwerk verbreitet – der Betrüger wird sofort von weiteren Versuchen abgehalten.“

In Einzelfällen scheint jedoch eine Überprüfung des Verfahrens durch menschliche ID Spezialisten erforderlich zu sein. IDNow wirbt jedenfalls im Leitfaden damit, dass auch dann schnelle und zuverlässige Ergebnisse produziert würden. Konkret bedeutet dies laut  dem Unternehmen „innerhalb weniger Minuten“. Sofern keine manuelle Überprüfung notwendig ist, liefert das AutoIdent Verfahren Ergebnisse in Echtzeit.

Das Verfahren ist laut dem Dienstleister prinzipiell global einsatzfähig. Unterstützt wird demnach eine Vielzahl von Dokumententypen wie Pässe, Führerscheine, Ausweise und andere Dokumente. Verfügbar ist das Produkt für 195 Länder in mehr als 30 Sprachen. Das AutoIdent Verfahren ist laut IDNow darüber hinaus omnikanalfähig. Integrierbar ist das Verfahren in mobile Anwendungen, Webseiten oder am POS.

Wann gibt es Digitalkredite mit AutoIdent?

Digitalkredite mit dem AutoIdent Verfahren könnten Verbraucher zusätzliche Vorteile bieten. Insbesondere dürfte der Antrag noch schneller vonstatten gehen. Bislang kann das VideoIdent Verfahren inklusive Wartezeit im ungünstigsten Fall 10-15 Minuten in Anspruch nehmen. Das AutoIdent Verfahren spart diese Zeit nahezu komplett ein und ermöglicht eine schnellere Auszahlung.

Wie funktioniert das VideoIdent Verfahren?

Wann dieses Verfahren zur Identifikation für Digitalkredite verfügbar sein wird, ist noch nicht absehbar. Möglicherweise gibt es im Jahr 2021 bereits die ersten Möglichkeiten. Manche Fragen sind allerdings noch offen – etwa die Anfälligkeit für gezielte Manipulation.

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